Tschernyschewskij

Tschernyschewskij
Tschernyschẹwskij,
 
Cernyševskij [tʃerni'ʃef-], Nikolaj Gawrilowitsch, russischer Schriftsteller und Literaturkritiker, * Saratow 24. 7. 1828, ✝ ebenda 29. 10. 1889. Tschernyschewskij studierte nach dem Besuch des Priesterseminars in Saratow 1846-50 an der historisch-philologischen Fakultät der Universität Sankt Petersburg; seine Magisterdissertation »Ėstetičeskie otnošenija iskusstva k dejstvitel'nosti« (1855; deutsch »Die ästhetischen Beziehungen der Kunst zur Wirklichkeit«) wurde vom Kultusministerium abgelehnt. Er war Redakteur der Zeitschrift »Sowremennik«, wurde als aktiver Verfechter radikalsozialistischer Ideen 1862 verhaftet und 1864-83 nach Sibirien verbannt. Tschernyschewskij vertrat, an W. G. Belinskij anknüpfend, eine ganz auf die gesellschaftliche Wirklichkeit und ihre Veränderung gerichtete utilitaristische Kunst. Sein literarisches Hauptwerk, der Roman »Čto delat'« (1863; deutsch »Was tun?«), in dem er Idealtypen einer neuen sozialistischen Gesellschaft zeichnet, war von großem Einfluss auf die junge Generation. Einst zu den führenden Theoretikern des russischen Nihilismus gerechnet, galt er in der UdSSR als einer der Hauptvertreter der »revolutionären Demokraten« des 19. Jahrhunderts. Mit seiner These, Russland könne nach einer bäuerlichen Revolution die Etappe des Kapitalismus überspringen und direkt zu einer kollektiven Produktionsweise übergehen, beeinflusste er die Narodniki.
 
Ausgabe: Polnoe sobranie sočinenij, 16 Bände (1939-53, Nachdruck 1971).
 
 
W. F. Woehrlin: Chernyshevskii. The man and the journalist (Cambridge, Mass., 1971);
 N. G. O. Pereira: The thought and teachings of N. G. Černyševskij (Den Haag 1975);
 A. N. Lanščikov: N. G. Černyševskij (Moskau 1982);
 I. Paperno: Chernyshevsky and the age of realism (Stanford, Calif., 1988).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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